Opal der Phänomenstein

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The Phenomenal GemstoneOuterspace-Phenomenon-Opal

Durch Beugung des Lichtes an den gitterartigen Kugelpackungen, aus denen der Opal aufgebaut ist, entsteht sein auserlesenes, buntgeflecktes Flammenspiel. Die Ercheinung ist vergleichbar mit dem farbigen Bild einer Straßenlampe, die man durch das Gewebe eines aufgespannten Regenschirmes betrachtet.

EDELSTEINE, Eduard Gübelin, 1969.

Schönheit des Opal – der bunte Harlekin

Im Edelopal schenkt uns die Erde einen weiteren Edelstein, dessen magische Schönheit – das faszinierende Blinken leuchtender Farben – nicht auf eingelargerten Farbstoffen beruht, sondern auf seiner reizvollen Lichterscheinung. Durch Beugung an ultramikroscopisch-feinen Gitterebenen wird das einfallende Licht in seine Spektralfarben zerlegt, womit der Opal sein prächtig schillerndes Regenbogengewand erhält. Er ist der einzige in diesem Buch beschriebene Edelstein, dem ein geordnetes Atomgitter fehlt und der infolgedessen auch kein Kristall ist. Er besitzt vielmehr eine gallertartige Struktur, die such gegenüber seiner Umgebung durch keine geometrisch definierbare Form abgrenzt. Solche Substanzen heißen amorph, was gestatlos bedeutet. In seiner Grundmasse aus amorphem Siliziumoxid sind dichte Anhäufungen von Myriaden winzigster, schalig aggregierter Kieselsphärolithe eingebaut, die aus radialstrahligen Fäserchen zusammengesetzt sind. Diese Kügelchen und die Zwischenräume entsprechen in ihren Dimensionen ungefähr den Wellenlängen des sichbaren Lichtes und vermögen dieses beim Auftreten auf die Kugelgitter zu beugen, so daß es in seine prismatischen Farben aufgefächert wird. Größe, Muster und Verteilung der Farbflecken Gubelin_black_opalwerden durch die Präzision und die Ausdehnung der Reihenanordnungen, die Beugungsfarben der einzelnen Felder jedoch durch das Volumen, das heißt von der Anzahl der die Kügelchen aufbauenden Schalen, bestimmt. Je gleichmaßiger die Packung der Großenverteilung der individuellen Kieselsäurekörperchen angelegt ist, desto prickelnder und lebendiger ist das hüpfende Farbenspiel. Im edelen Opal durchsetzen großflächige Gitterebenen aus streng gerichteten Linien einheitlich großer Kügelchen den glasigen Steinkörper und bilden mustergültige Beugungsgitter.

Die Entstehung dieser den Schönheitseffekt auslösenden Struktur geht auf den Werdegang der Opalmasse zurück. In den vulkanischen Lagerstätten von Honduras, Kalifornien, Mexiko und Ungarn bestand die Ausgangssubstanz ursprünglich aus einem Aggregat von Kalkspatkörnern, das Höhlräume und Gänge im Lavagestein ausfüllte. In der letzen Periode der Gesteinsbildung stiegen sodann aus Vulkanherden oder benachbarten Thermalquellen heiße, wäßrige Solen mit gallertiger, gelöster Kieselsäure auf, die die Kalkspatfüllung zersetzten und an ihrer Stelle ein Gemisch von kolloidaler Kieselsäure und Wasser (SiO2+nH2O) einbrachten, den späteren Opal. Besonders schöne Beispiele dieses Verkieselungsprozesses liefern die mexikanischen und ungarischen Opallagerstätten.

In Australien, dem heutigen Hauptlieferanten der phantastich feuerflammenden schwarzen Opale, sind die Opalvorkommen an feinkörnige, tonreiche Sedimentgesteine bis grobkörnige Konglomeratbänke gebunden, die sich während der Kreidezeit (vor 65 bis 135 Mio Jahren) verfestigt haben. Der Vorgang der Kieselsäureabscheidung, der in die Jungzeit des Tertiärs fällt – also in die letzten 70 Mio Jahre – benötigte Äonen. Unterirdische Rinnsale und Grundwasserläufe laugten aus dem verwitternden Sedimentgestein Kieselsäure heraus, die sie solange mit sich führten, bis sie in Spalten Oder Senken zur Ruhe kamen. Hier sammelte sich die Kieselsäure am Boden, wo sie unter der Wechselwirkung von fortgesetzter Anreicherung und Wasserverdünstung allmählich zum Opal erstarrte. Damit ein Stück Opal von 5 Pfund Gewicht entstehen kann, müssen 5 Tonnen Wasser verdunsten. Die verschiedenen Grundfarben des Opals (wir kennen weiß, grau, blau, grün, orange und schwarz) richten sich nach den chemischen Unterschieden der Sedimentgesteine oder aber nach den Spurenelementen Eisen, Kobalt, Kupfer, Nickel, Silber usw., mit dem Glück und entbehrungsreiche Arbeit, die nur von wenigen einzelnen Opalsuchern oder kleinen Gruppen von Männern auf sich genommen wird. In trostlosen sonnenversengten Steppen, wo magere Büsche keinen Schutz vor den unbarmherzig brennenden Sonnenstrahlen bieten und keine Quellen fließen, suchen diese abgehärteten Männer nach den kostbaren Edelsteinen. Abbautechnik und Aufbereitungsmethoden scheinen auf allen australischen Opalfeldern die gleichen zu sein. Die opalführenden Spalten – und Hohlraumausfüllungen liegen in den Sedimentgesteinen in Tiefen von 5 bis 40 meter unter der Erdkruste. Der Opalsucher hebt mit primitiven Werkzeugen eine Grube von 4 bis 25 meter im Durchmesser aus und vertieft sie, bis er auf den opalhaltigen Horizont stößt. Von hier aus treibt er Tunnels in verschiedenen Richtungen ins umgebende Gestein, wobei er den nur wenige Zentimeter breiten Opaladern folgt. Gar mancher hat dabei schon ein Vermögen zerstört, weil er unversehens eine versteckte Hohlraumausfüllung aus wertvollem Opal zertrümmerte. Wenn die Ausbeute zu unsicher wird oder die zu tiefe Grube einzustürzen droht, verläßt sie der Gräber, um an anderer Stelle erneut sein Glück auf dieselbe Weise zu versuchen.

Vor wenigen Jahren ist in Tasmanien ein bislang unbekantes und ungewöhnlich interessantes Vorkommen erschlossen worden, das grünen, sogenannten Prasopal liefert, der seine Färbung einem geringen, aus verwittertem Serpentin übernommenen Nickelgehalt verdankt. Da der Opal hier wie an allen anderen Fundorten relativ nahe der Erdoberfläche in verhältnismäßig leicht bearbeitbares Gestein eingebettet ist, wird er nur unter Anwendung menschlicher Muskelkraft mit Brecheisen oder Pickel aus dem Fels gebrochen und anschließend mit einem Steinhammer in kleinere Stücke zerschlagen.

Wo immer der Opal erstarrte, überall ist er sekundäres Mineral, das sich in Gesteinen absetzte, lange nachdem diese gebildet worden waren – im Gegensatz zu den meisten anderen Edelsteinen, die gleichzeitig mit der Gesteinsverfestigung auskristallisierten. Dies erklärt, welshalb die Opalvorkommen nie in großen Tiefen anzutreffen sind und kein hohes geologisches Alter haben können. Opale werden deshalb auch nirgends in alluvialen Edelseifen gefunden, sondern überall unmittelbar aus ihren primären Muttergesteinen abgebaut. Der Opal ist darum auf kein hohes spezifisches Gewicht (D=2,0) angewiesen, das ihm in sekundären Lagerstätten zum Absinken in Anreicherungstaschen verhelfen müßte. Auf die hohen optischen Eigenschaften der anderen Edelsteine kann er versichten; seine Lichtbrechung befindet sich mit 1,45 nur wenig über der des Wassers (n=1,30); wäre sie höher, würde sie sein harmonisches Flammenspiel nur beeinträchtigen.

So hat jeder Edelstein in weiser Voraussicht der Natur die erforderlichen Eigenschaften, um dereinst den Menschen zum Juwel zu werden.

Die Entstehungsgeschichte des Opals wie auch sein Name – Vom Sanskritwort Upala = kostbarer Stein – lenken die Blicke nach Indien, wo der Ewige vor unendlichen Zeiten eine von drei Göttern unworbene herrliche Frau in ein Nebelschemen verwandelte, um ihrer Eifersucht Einhalt zu gebieten. Damit sie die Verzauberte wiedererkennten, schenkte Brahma ihr sein himmlisches Blau, Wischnu den Glanz der Sonne und Schiwa sein feuriges Rot. Also von auffälliger Erscheinung, verlieh der Ewige dem Schemen erneute Gestalt im Opal, von dem Plinius aussagte, er sei der Becher der Vereinigung, aus dem die Karfunkel ihre schwelende Glut, die Amethyste ihre satten Purpur, die Smaragde das freudige Meergrün, die Topase ihr goldiges Gelb und die Saphire das tiefe Blau getrunken hätten.

BoulderUm bei den ganz verscheiden pulsierenden Flammenmustern zu einer differenzierteren Unterscheidung zu gelangen, wurden sie mit der Etikette des ‘Mosaik-‘, ‘Fläschen-‘ und ‘Streufeuer’ belegt. Unter ihnen nimmt die Zeichnung des wertvollen Harlekinopals eine begehrte Sonderstellung ein mit seinem über die ganze Steinoberfläche verteilten schachbrettähnlichen Dessin, von dem jedes der bunten Quadrate mit wechselndem Lichteinfall in ein neues Farbenfeuer ausbricht. Beinahe unglaublich will es anmuten, daß auch ein orangeroter Edelstein von klarer Durchsichtigkeit zu den Opalen zählt. Es ist dies der durch Eisen in abgestuften Rotchattierungen gefärbte Feueropal, dessen beste Examplare im reinsten dem Auge sich darbietenden Orange auflodern, dem aber das veränderliche, spontane Lichtspiel des Edelopals abgeht.

Von den Orientalen seit jeher ‘Anker der Hoffnung’ und Symbol der Reinheit gepriesen, dessen Träger sich in der Hand Gottes befände und vor Krankenheiten nichts zu fürchten habe, fiel der Opal in der westlichen Welt als Opfer des Aberglaubens in Ungnade. Noch heute hört man das anrüchige Wort ‘Opale bringen Üngluck’. Menschen, die mit beiden Füßen in der Realität stehen, werden sich von den angeblichen Zauberkräften eines Edelsteins aber ebensowenig beeindrucken lassen, wie sie sich andererseits aus vollem Herzen an den zuckenden Farbblitzen und der irisierenden Schönheit des Opals begeistern. Diese flackernden Farbfunken eines versteinerten Regenbogens flößten dem Volk vergangener Jahrhunderte die gleichen Angstschauer ein wie die romantische Novelle ‘Anne von Geierstein’ von Sir Walter Scott, deren Heldin so lange von einem Unglücksopal verfolgt wird, bis sie sich seiner durch einem Wurf ins Meer entledigt. Die einfältige Sucht, Edelsteine in Gut oder Böse einzuteilen, wurde damit noch geschürt. Dabei verwendeten die Römer den sogenannten ‘opthalmos’ = Augenstein als Universalmittel gegen Augenkrankheiten. Ein Porte-bonheur mithin und ein Cupid paedaros, ein ‘Kind, schön wie die Liebe’, wie sie ihn zärtlich nannten. Auch für Marcus Antonius sollte ein köstlicher Opalring das Unterpfand seiner Liebe zu Kleopatra werden. Doch sein Besitzer, der römische Senator Nonius, zog es vor, ins Exil zu gehen, anstatt sich von seinem haselnußgroßen Opal zu trennen. Berühmt wie die bekannten ungarischen Opale in der Schatzkammer der Wiener Hofburg, in der das umfangreiche Opalassortiment der Prinzessin Stephanie von Belgien zu sehen ist – Gürtel, Armspangen, Ohrgehänge, Kopfnadeln, Kolliers und nicht weniger als zehn Spangen – war auch die gepflegte Sammlung Königin Victorias. Als Herrscherin des Empires, zu dem Australien mit seinem unvergleichlichen schwarzen Opalen gehörte, hatte sie Zutritt zu den edelsten Steinen. Nicht nur ließ sie zu ihrer Zeit die englischen Kronjuwelen mit ihrem Lieblingsstein schmücken, sondern beschenkte sämtliche Töchter und Enkelinnen reihum mit reichem Opalschmuck.

Kein anderer Edelstein vermag, wie der Opal, die gesamte spektrale Farbenpracht der übrigen Edelsteine – das glühende Rot des Rubins, das besänftigende Grün des Smaragds, das besinnliche Blau des Saphirs und das sprühende Gold des gelben Diamanten – in einem so flimmernd bunten Ballett zu entfalten.

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